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Als Gesundheits- und Krankenpflegerin für 3 Monate Schweizer-Luft schnuppern

Mireille S. ist 30 Jahre alt und arbeitet seit 2016 als Gesundheits- und Krankenpflegerin in Deutschland. Nach Ihrem Examen hat sie bereits erste Auslanderfahrung sammeln können und sich als Professional Au-Pair in Amerika um zwei Jungs mit Special-Needs gekümmert. Nach mehreren Jobs in Deutschland ist sie über Umwege dann bei einer Zeitarbeitsfirma gelandet.

Mit Flexhaus hat sie im Sommer 2023 die Chance ergriffen und konnte für 3 Monate erste Schweizer-Luft schnuppern sowie Erfahrungen im dortigen Gesundheitswesen sammeln. Im Interview mit der Flexhaus AG erzählt sie von ihren gewonnenen Eindrücken in der Schweiz.

Liebe Mireille, wie kam es dazu, dass du in die Schweiz gegangen bist?

Nach meinen 6 Monaten als Au-Pair habe ich gemerkt, dass ich noch mehr Auslandserfahrung sammeln möchte. Ich wollte was erleben, was cooles machen und neue Kulturen kennenlernen. Dafür war mir am Anfang jedes Land recht 😊
Nach zwei gescheiterten Anläufen in Südafrika und Kanada, bei denen Corona oder sonstige Umstände dazwischen kamen, habe ich gedacht, dass ich vielleicht besser etwas in der „Nähe“ suchen sollte, um das Vorhaben zu vereinfachen. Über ein befreundetes Pärchen (auch Gesundheits- und Krankenpfleger*in), die bereits letztes Jahr in die Schweiz ausgewandert sind, kam die Schweiz dann auf den Tisch. Beide schwärmten ständig von dem Land und ihrer Arbeit dort, sodass ich mich auch von ihrer Begeisterung anstecken lies.
Die Versuche des Bekannten, mich in seinem Spital unterzubringen, verliefen jedoch leider nicht vielversprechend. Mir wurde gesagt, dass es zu viel Aufwand für die kurze Zeit sei, die ich in der Schweiz verbringen konnte. Alternativ hatten sie mir eine Festanstellung angeboten, doch das war nicht das, was ich wollte, zumal ich noch an Deutschland gebunden bin. Dann bin ich ganz klassisch über das Internet auf eine Vermittlungsagentur in Deutschland gestossen, dessen Recruiter mich dann an Flexhaus vermittelt hat. Meine Auslandserfahrung hat dann glücklicherweise doch noch geklappt! 😊

Wie hat die anschliessende Kontaktaufnahme durch Flexhaus stattgefunden sowie der Vermittlungsprozess ausgesehen?

Das ging alles ziemlich zackig. Nach kurzer Zeit hat mich Bibi Lemmers, eine der Geschäftsführer/innen, bereits kontaktiert und wir haben die ersten grundlegenden Dinge besprochen. Die Kommunikation war wirklich durchweg super. Ich musste mich eigentlich um nichts kümmern und hatte einen reibungslosen Start, weil Bibi und ihr Team alles übernommen haben. So lief die SRK-Prüfung ebenfalls problemlos und schnell. Flexhaus hat mir dann das Bewerbungsgespräch mit der Pflegepool-Leitung des Spitals ermöglicht und so konnte ich meinen Einsatz im Kantonsspital Schaffhausen antreten. Hier haben wir vereinbart, dass ich erst einmal für 1 Monat starte. Doch innerhalb der ersten Tage hat sich dann herausgestellt, dass ich für die vollen 3 Monate im Spital bleiben kann –ich habe mich also anscheinend gut angestellt 😉.

Wie war die erste Zeit im Spital für dich? Bist du mit deinen Kolleg*innen gut zurecht gekommen? Und vor allem: War das Schweizerdeutsch eine Umstellung für dich?

Am ersten Tag war ich seeeehr nervös. Die Nacht davor konnte ich gar nicht schlafen. Ich war sogar eine halbe Stunde vor Dienstbeginn auf Station, weil ich frühzeitig da sein wollte. Als ich angekommen bin habe ich mich erst einmal umgezogen und gedacht: „Mein Gott, was mache ich hier eigentlich?“ In der anschliessenden Vorstellungsrunde habe ich dann nichts verstanden, weil natürlich alle auf Schweizerdeutsch gesprochen haben. Anfangs war es sehr schwierig und ich bin fast verzweifelt aber meine Kolleginnen und Kollegen haben dann Hochdeutsch mit mir gesprochen, sodass ich es besser verstehen konnte. Mit der Zeit habe ich dann aber von mir aus darum gebeten, dass sie Schwyzerdütsch mit mir sprechen, denn ich war ja schliesslich auch da, um die Sprache zu lernen und mich anzupassen. Das gehört für mich dazu, wenn man in ein anderes Land geht. All meine Kolleginnen und Kollegen waren super lieb, herzlich und haben mich gut ins Team integriert. Der Team-Zusammenhalt war durchweg super, man hat sich gegenseitig unterstützt und untereinander abgesprochen. Das hat mir auch am Anfang sehr geholfen bis ich eine Routine hatte und dann selbstständiger arbeiten konnte.

War es schwer für dich dort Anschluss zu finden?

Nein, der Anfang wurde einem dort wirklich sehr einfach gemacht. Das Team und auch das ganze Haus muss ich sagen, war sehr multikulti – seien es Ärzte oder Pflegekräfte. So hatte ich beispielsweise Kolleg*innen aus Brasilien, dem Kosovo, Kenia und natürlich auch aus Deutschland. Da kam man schnell ins Gespräch und hat sich auch mal nach Feierabend getroffen.

Konntest du Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz in Bezug auf deine Arbeit oder das Gesundheitswesen etc. feststellen?

Ich habe einige Unterschiede ausmachen können, muss aber dazu sagen, dass ich nur von meinen bisherigen Erfahrungen, die ich in Deutschland sammeln konnte und diesem Haus, in dem ich in der Schweiz arbeiten durfte, sprechen kann.
So war ich auf einer Station mit 21 Betten (max. 22 für Notfälle) eingesetzt. Die Station war noch einmal in drei Sektoren unterteilt, sodass eigentlich jede Pflegekraft für 7 Patienten zuständig war. Später war man zu zweit (mit einer FaGe) für einen Bereich und deren Patient*innen zuständig. Das fand ich super, man konnte sich zu zweit gut absprechen, Aufgaben aufteilen und hatte mehr Zeit für die Patient*innen und war nicht so abgehetzt. Die FaGe hat sich oftmals mehr um die Pflege gekümmert und ich konnte mehr medizinisch tätig sein.
Ich habe das Gefühl, dass Pflegekräfte selbstständiger entscheiden können und dürfen. Generell wird dort medizinischer gearbeitet, was zum Standard gehört. In Deutschland sind Pflegekräfte oftmals so überlastet, dass es meist nur für Waschen, Doku und Essenanreichen reicht. Ich hatte das Gefühl, in der Schweiz konnte ich das ausüben, wozu ich eigentlich da bin und was ich in der Ausbildung gelernt habe.
Auch die Kommunikation mit Ärzt*innen und Therapeut*innen ist angenehmer. Nachmittags haben sich die Pflegekräfte sogar Zeit nehmen können, um mit Patient*innen Geh- oder Gedächtnistraining durchzuführen.
Was mir ausserdem aufgefallen ist, sind die kurzen Wartezeiten, wenn Patient*innen bspw. in die Reha verlegt werden oder ein Spitexplatz organisiert werden muss. Dies klappte sehr flexibel innerhalb weniger Tage.

Das waren nur ein paar Beispiele, ich könnte noch mehr erzählen aber das würde den Rahmen sprengen 😉

Warum hast du dich für die Temporärarbeit entschieden, sei es in Deutschland oder der Schweiz, und nicht für eine Festanstellung?

Ich habe mich bewusst dafür entschieden, auch in Deutschland, da ich so die Möglichkeit habe viele unterschiedliche Bereiche kennenzulernen wie Spital, Altenheim, ambulante Pflege etc. Man wird nicht zum typischen „Fachidioten“ und kann dadurch viel lernen und an den Erfahrungen wachsen.
Doch der ausschlaggebende Punkt war die innere Belastung und der Druck. Ich war vorher bereits in Festanstellungen tätig aber ich habe soooo vieles von der Arbeit mit nach Hause genommen. Sei es Stress innerhalb des Teams oder dauerhaftes Einspringen, und wenn man einmal nicht konnte dann das schlechte Gewissen, dass man absagen musste. Ich hatte ständig das Gefühl, ich MUSS dies oder jenes machen auch wenn ich nicht wollte oder konnte. Mein Privatleben hat dadurch sehr stark gelitten. So konnte ich bei vielen Familien- und Freundesfeiern nicht dabei sein, weil ich arbeiten oder wieder einen Dienst übernehmen musste. Mit der Temporärarbeit habe ich gelernt besser „loslassen“ zu können, eine gewisse Distanz zu wahren und mir meine Dienste und Urlaube flexibel zu planen, sodass ich auch mehr Freizeit habe. Ich bin definitiv glücklicher und daran möchte ich weiterhin festhalten.

Temporärarbeit hat natürlich auch den Vorteil, dass es besser vergütet wird. In der Schweiz noch einmal besser als in Deutschland. So hatte ich schon etwas Pipi in den Augen als ich mein erstes Gehalt auf dem Konto gesehen hatte, muss ich ehrlich zugeben. Mit so viel hatte ich nicht gerechnet. Ich weiss den Moment noch ganz genau: Ich war am Flughafen und wollte zusammen mit Freund*innen nach Amsterdam fliegen, um unseren 30. Geburtstag nachzufeiern. So haben wir uns natürlich noch ein Sektchen mehr gegönnt 😉.

Dein Einsatz ging von Juni – August 2023. Was machst du momentan? Ist die Schweiz weiterhin eine Option für dich?

Ich arbeite aktuell wieder als temporäre Fachkraft in der Neurologie und mache nebenbei noch eine Weiterbildung in Gesundheitspsychologie.
Ich spiele tatsächlich schon länger mit dem Gedanken wieder in die Schweiz zu gehen, in Zukunft vielleicht auch länger. Aber momentan kommt das noch nicht in Frage, denn mein Mann hat dabei schliesslich auch noch ein Wörtchen mitzureden😉. Bis es soweit ist, gehe ich noch einmal für 3 Monate temporär ab April 2024 in die Schweiz. Was danach kommt, wer weiss?

Würdest du Flexhaus sowie den Weg in die Schweiz über eine Vermittlungsagentur weiterempfehlen?

Flexhaus kann ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Das Team sowie der ganze Prozess ist wirklich toll abgelaufen. Ich wurde am Tag meiner Ankunft gefragt, ob ich gut angekommen bin, während meines Einsatzes konnte ich mich immer bei Bibi melden, falls etwas sein sollte. Die ganze Kommunikation habe ich durchweg als sehr wertschätzend empfunden. Ich hatte jederzeit das Gefühl, dass ich nicht alleine bin und dass da jemand im Hintergrund ist, der mir den Rücken stärk. Daher eine grosse Weiterempfehlung!
Auch kann ich den Weg über eine Vermittlungsagentur sehr befürworten. Ohne Schweiz-Erfahrung, und hier legen die Schweizer besonders viel Wert drauf, ist es oftmals ohne Kontakte sehr schwierig bis unmöglich dort Fuss zu fassen. Flexhaus hat aber durch sein Netzwerk und seine Erfahrungen die Möglichkeit gefunden mir eine Stelle zu organisieren, was ich alleine nicht geschafft hatte. Somit ist es definitiv einfacher und stresssparender über eine Agentur.

Kannst du uns auch etwas zu den Schweizer*innen an sich erzählen? Wie hast du sie und ihre Persönlichkeit wahrgenommen?

Die Vorurteile, die man oftmals über Schweizer*innen liest oder hört, dass sie sehr zurückhaltend sind und eher unter sich sein möchten, habe ich persönlich gar nicht so erlebt. Ich habe eher das Gegenteil wahrgenommen. Alle sind hilfsbereit, aufgeschlossen, kommunikativ, geduldig und höflich. Als ich beispielsweise mit einem Labormitarbeiter per Telefon gesprochen hatte, um ein Ergebnis anzufragen, hat dieser sofort auf Schwyzerdütsch mit mir gesprochen – ich habe natürlich nichts verstanden, wollte ihn in seinem Vortrag aber auch nicht unterbrechen. So habe ich ihn anschliessend gebeten, ob er mir das Ganze noch einmal auf Hochdeutsch erzählen könnte. Er hat sich sofort bei mir dafür entschuldigt, dass ich nichts verstanden habe, obwohl es ja gar nicht seine Schuld war, und hat mir noch einmal alles in Ruhe auf Schriftdeutsch berichtet.

Hat dir die Schweiz als Land auch gefallen?

Definitiv! Die Schweiz ist ein wunderschönes Land und ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ein solcher Naturfan werde! Die Städte sind wunderschön und überall herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, sodass es mir generell sehr gut ging während meiner Zeit dort. Die Landschaft war einfach atemberaubend und hat zusätzlich dazu beigetragen, dass man vom stressigen Alltag auf Station abschalten und entspannen konnte.
Zudem ist die Schweiz ein sehr sauberes Land und nicht so hektisch wie Deutschland. An der Supermarktkasse wird bspw. geduldig gewartet bis man die Einkäufe in den Einkaufswagen oder seine Tasche gepackt hat. In Deutschland bekommt man sofort Angstzustände, wenn man nicht das Tempo der/des Kassierer/in einhält 😀

Hast du Tipps für Schweizinteressierte, die du vielleicht vorher auch gerne gewusst hättest?

Eigentlich nicht sehr viel, bis auf Vokabeln lernen (*lacht). Das ist zwar ein Spass aber in mancher Angelegenheit wäre es sicherlich hilfreich, denn Schwyzerdütsch ist kein Deutsch. Es ist und bleibt eine eigenständige Sprache und wer sich dazu entschliesst in die Schweiz zu gehen, sollte sich dessen bewusst sein. Die Schweizer*innen freuen sich sehr, wenn man bemüht ist ihre Sprache zu sprechen, auch wenn es nur vereinzelte Wörter sind. So kann man durchaus Pluspunkte sammeln 😉
Generell sollte man auch auf höfliche und offene Umgangsformen sowie Verhalten achten, das sollte zwar auch ausserhalb der Schweiz gelten, doch hier wird darauf etwas mehr Wert gelegt. Ansonsten sollte man Lust auf neue Erfahrungen haben und das Leben dort einfach auf sich zukommen lassen.

Wir bedanken uns sehr bei dir, Mireille, für deine Zeit, das tolle Interview und die Einblicke, die du uns gegeben hast. Du bist jederzeit herzlich willkommen in der Flexhaus-Familie und wir würden uns sehr freuen, auch zukünftige Einsätze in der Schweiz für dich zu planen 😊

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